29.01.24

Warum macht Cannabis Heißhunger

Warum hat man nach der Cannabiseinnahme Hunger?

Cannabis kann bei manchen Menschen Heißhungerattacken auslösen. Diese werden oft als "Fressflash" oder "Munchies" bezeichnet. Die zugrundeliegende Wirkung ist vor allem auf die Interaktion von Cannabis mit dem Endocannabinoid-System im Körper zurückzuführen. Dabei kommen verschiedene Effekte zum Tragen:

Einfluss auf den Hypothalamus und Stimulation des Endocannabinoid-Systems

Hunger ist ein Gefühl, welches seinen Ursprung im Hypothalamus hat. Benötigt der Körper Nahrung, so werden Signale ausgesandt, die im Hypothalamus zu einer gesteigerten Ausschüttung des Endocannabinoids Anandamid führen. Dieses bindet an CB1-Rezeptoren und löst schlussendlich das Hungergefühl aus. Aufgrund der chemischen Ähnlichkeit zwischen körpereigenen Endocannabinoiden und aus der Pflanze stammenden Cannabinoiden löst THC den gleichen Effekt aus und erhöht den Appetit bzw. verstärkt das Hungergefühl.

Diesen Erkenntnissen liegt eine Studie der Universität Leipzig in Kooperation mit der Yale University zugrunde1. Die Forschenden konzentrierten sich auf spezielle Nervenzellen (POMC-Neuronen) im Gehirn, die normalerweise nach einer Mahlzeit aktiv werden, um den Appetit zu drosseln. In ihrem Tierexperiment injizierten die Forschenden gesättigten Mäusen Cannabinoide. Infolgedessen fraßen die Nagetiere weiter, sodass zunächst vermutet wurde, dass die Nervenzellen durch die zugeführten Cannabinoide ausgeschaltet werden. Eine anschließende Analyse allerdings ergab: Die entsprechenden Nervenzellen waren nicht ausgeschaltet, sondern vermehrt aktiv. Sie bildeten jedoch nicht wie üblich das appetitstillende Hormon, sondern das „Hunger-Hormon“ Beta-Endorphin. Aufgrund dessen fraßen die satten Mäuse weiter. Die Nervenzellen stellten somit plötzlich die falschen Botenstoffe her, sodass sich gegensätzliche Effekte beobachten ließen. Als Gegenkontrolle wurde die Wirkung des Beta-Endorphins gehemmt, bevor die Cannabinoide injiziert wurden – in diesem Falle fraßen die Mäuse nicht weiter.

Verstärkung der Sinneswahrnehmung:

Cannabis kann die Sinneswahrnehmung beeinflussen, einschließlich des Geschmackssinns. Essen kann unter dem Einfluss von Cannabis intensiver und befriedigender wahrgenommen werden, was zu einem verstärktem Verlangen nach Nahrung führen kann.

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht jeder, der Cannabis konsumiert, Heißhungerattacken bekommt. Die Reaktionen auf Cannabis können von Person zu Person stark variieren. Zudem können verschiedene Cannabissorten unterschiedliche Auswirkungen auf den Appetit haben.

Zusatzfact:

Für manche Menschen kann die Appetitanregung durch Cannabis therapeutisch sein, insbesondere bei Personen mit Appetitlosigkeit aufgrund von medizinischen Problemen wie Krebs oder HIV/AIDS. In anderen Fällen kann dies jedoch zu unerwünschter Gewichtszunahme führen. Wenn Sie gesundheitliche Bedenken bezüglich Ihres Essverhaltens oder des Cannabiskonsums haben, ist es ratsam, mit einer Ärztin bzw. einem Arzt zu sprechen.

1 Quelle: Koch, M., Varela, L., Kim, J. et al. Hypothalamic POMC neurons promote cannabinoid-induced feeding. Nature 519, 45–50 (2015).