19.01.25

Fachwissen: So kann Cannabis bei Schlafstörungen helfen
- Wirkung von THC und CBD: THC kann das Einschlafen erleichtern, während CBD entspannend und angstlösend wirken kann – ohne den klassischen „High“-Effekt.
- Studienlage: Es gibt erste Hinweise, dass medizinisches Cannabis die Schlafqualität verbessern kann. Allerdings fehlt es noch an umfassenden Langzeitstudien.
- Vorsicht ist geboten: Nebenwirkungen wie kognitive Beeinträchtigungen sowie mögliche Abhängigkeiten erfordern eine sorgfältige Anwendung unter ärztlicher Aufsicht.
Schlafstörungen – Ein weit verbreitetes Problem
Schlafprobleme gehören für viele Menschen zum Alltag, sei es das nächtliche Hin- und Herwälzen oder das Gefühl, nicht wirklich erholt aufzuwachen. Schlafstörungen wie Insomnie sind leider weltweit bekannt und können sich erheblich auf die Lebensqualität auswirken. Kein Wunder also, dass immer wieder neue Ansätze ausprobiert werden, um den erholsamen Schlaf zurückzuholen. Einer dieser Ansätze ist medizinisches Cannabis, das als alternative Behandlungsmethode zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Wie wirkt medizinisches Cannabis auf den Schlaf?
Cannabis enthält zwei Hauptwirkstoffe, die bei der Regulierung des Schlafs eine wichtige Rolle spielen: THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol). Beide Substanzen interagieren mit dem sogenannten Endocannabinoid-System, das viele Prozesse im Körper, einschließlich Schlaf und Stimmung, beeinflusst.
- THC hat sedierende Eigenschaften, die das Einschlafen fördern können. Es reduziert die Einschlafzeit und kann die Tiefschlafphasen verlängern. Bei hohen Dosen kann es jedoch Nebenwirkungen wie Angst oder Paranoia auslösen.
- CBD ist nicht psychoaktiv und kann entspannend sowie angstlösend wirken. Außerdem kann es zur Verbesserung der Schlafqualität und Reduzierung stressbedingter Schlafstörungen beitragen, ohne die negativen Nebenwirkungen von THC.
- Insomnie: In einer Studie1 mit einem THC-CBD-Cannabisöl berichteten 60% der Teilnehmenden über eine deutlich verbesserte Schlafqualität – nach zwei Wochen erfüllten sie keine klinischen Insomnie-Kriterien mehr.
- Angst und Schlafprobleme: CBD wurde in einer weiteren Studie2 bei Menschen mit Angstzuständen getestet. Viele von ihnen schliefen durch die Einnahme besser.
- Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS): Hier zeigte ein synthetisches Cannabinoid, dass es Albträume reduzieren und die Schlafdauer verlängern kann.3
- Schlafapnoe: Bei Betroffenen mit obstruktiver Schlafapnoe konnte ein THC-ähnliches Präparat die Apnoe-Episoden verringern.4
Wissenschaftliche Erkenntnisse – Was sagt die Forschung?
Auch wenn die Forschung hinsichtlich dieses Themas noch in den Kinderschuhen steckt, gibt es bereits einige spannende Ergebnisse:
Risiken und Nebenwirkungen
Obwohl medizinisches Cannabis viele Vorteile bietet, gibt es auch Risiken, die bedacht werden sollten:
- Nebenwirkungen: Insbesondere bei THC können in höheren Dosen unangenehme Effekte wie Angst oder kognitive Probleme auftreten.
- Langzweitwirkung: Noch fehlen Studien, die klären, wie sich die regelmäßige Anwendung über Jahre hinweg auswirkt.
- Vorsicht im Alter: Ältere Menschen sollten mit Cannabis besonders behutsam umgehen, da das Risiko für Stürze oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten höher ist.5
Fazit: Eine vielversprechende Alternative
Medizinisches Cannabis bietet vielversprechende Möglichkeiten, um Schlafprobleme zu behandeln, besonders dann, wenn herkömmliche Methoden und Therapien nicht helfen. Es ist aber keine pauschale Lösung und sollte immer mit Bedacht und unter medizinischer Anleitung eingesetzt werden.
Disclaimer: Dieser Artikel dient ausschließlich zu Informationszwecken und soll keinesfalls zum Konsum von Cannabis ermutigen. Die beschriebenen Ansätze basieren auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und sind nicht als Therapieempfehlung zu verstehen. Bei Interesse an der Anwendung von Cannabisprodukten wird eine ärztliche Beratung empfohlen.
Quellen:
[1] Ried, K., Tamanna, T., Matthews, S., & Sali, A. (2023). Medicinal cannabis improves sleep in adults with insomnia: A randomised double-blind placebo-controlled crossover study. Journal of Sleep Research, 32(3), e13793. https://doi.org/10.1111/jsr.13793
[2] Sannon, S., Lewis, N., Lee, H., & Hughes, S. (2019). Cannabidiol in anxiety and sleep: A large case series. The Permanente Journal, 23, 18–041. https://doi.org/10.7812/TPP/18-041
[3] Jetly, R., Heber, A., Fraser, G., & Boisvert, D. (2015). The efficacy of nabilone, a synthetic cannabinoid, in the treatment of PTSD-associated nightmares: A preliminary randomized, double-blind, placebo-controlled crossover design study. Psychoneuroendocrinology, 51, 585–588. https://doi.org/10.1016/j.psyneuen.2014.10.002
[4] Babson, K. A., Sottile, J., & Morabito, D. (2017). Cannabis, cannabinoids, and sleep: A review of the literature. Current Psychiatry Reports, 19(4), 23. https://doi.org/10.1007/s11920-017-0775-9
[5] Winter, Y. (2024). Cannabinoide und spezielle Aspekte der Schlafmedizin: Insomnie, Tagesschläfrigkeit, Schlafrhythmus bei Älteren. Vortrag auf dem 5. Medicinal Cannabis Congress, Berlin, 23. Mai 2024. Veranstaltet von der Deutschen Medicinal-Cannabis Gesellschaft e.V.